Zum Inhalt springen

Vorrede

Vorrede zur Ausgabe von 1794:

Es hat sich eine Gesellschaft, welche aus Gelehrten, Künstlern und geschickten Meistern von unterschiedlichen Handwerken bestehet, in der Gegend des Maynstroms, ney Wirzburg, entschlossen, jungen Künstlern und Handwerkslernenden, welche nicht überall Gelegenheit finden das zu lernen was sie sich wünschen, auf solche Art an die Hand zu gehen, daß sie, ohne große Kosten, alles das, was irgend Künstliches in ihre erlernte Wissenschaft, oder Handwerk, einschlägt, auf das Pünktlichste, für sich selbsten, in dem jenigen Theil, der für ihre Kunst oder Handwerk geschrieben, werden lernen können : Wobey zugleich Wissenschafften sollen mit vorgetragen werden, die zwar nicht zu der und jener Kunst, oder Handwerk absonderlich gehören, jedannoch aber einigen Bezug dahin haben. Man wird dahero jeden Theil, der für diese Kunst, oder für jenes Handwerk geschrieben ist, alleine, doch alle in einerley Format, drucken lassen, um denenjenigen die Kosten zu ersparen, welche nicht alle Theile sich anzuschaffen, nöthig haben.

Die zu erst herauskommende Theile, werden für Maler, Bildhauer, Büttner, Schreiner, Schönschreiber, Goldschmiede, Gürtler, Schlosser, Maurer, Orgelbauer, Uhrmacher, Drechsler etc. alles das, was nicht allgemein, sondern was künstlich ist, in sich fassen, welches mit nöthigen in Kupfer gestochene Figuren, soll erkläret werden.

Der Erste dieser Theile, ist für Büttner oder Küfer, und zugleich für Weinhändler, Kellerer, Wein= und Biereßigsieder, dann auch für Branntweinbrenner geschrieben; darinnen im ersten Abschnitt alle Arten runder Faße mit Ecken; ovale oder Eyförmige, auch Korbförmige, ohne und mit Ecken, regelmäßig und haltbar zu machen, gelehret werden. Dieses Abschnitts können sich auch Maurer und Zimmerleute, zu verdruckten gewölben und Schwiebbögen, bedienen.

Der zweyte Abschnitt, enthält die Pflegung und Verbesserung des Weins.

Der dritte Abschnitt die Wein= und Biereßigsiederey.

Endlich im vierten Abschnitt, wird von der Branntwein=Brennerey und hauptsächlich von denen daraus zu machenden Liqueurs, ausführlich gehandelt; auf welche Abschnitte der Weinhändler so wohl, als das Büttnerhandwerk seinen Bezug hat, wie aus folgenden das Mehrere zu ersehen ist.

Würde jemand von Herren Gelehrten, Künstlern, oder geschickten Handwerksmeistern, unsere Gesellschaft, mit neu=erfundenen Beyträgen, zur Aufnahme guter Künste und Wissenschaften, beehren wollen; so wird solches öffentlich bekannt gemacht, und des Herrn Erfinders Name beygesetzt werden; weßhalb zum Korrespondenten dieser Gesellschaft, an welchen man sich, nöthigen Falls, wenden kann, als Mitglied, gewählet Unterschriebener,

Johann Heinrich Zang,
in Maynstockheim
bey Wirzburg.

Vorrede zur Ausgabe von 1808:

Die erste Auflage von diesem Buch, erschien 1790. in meinem eigenen Verlage, unter dem Titel:

Vollkommene Büttner= oder Küferlehre, herausgegeben von einer Gesellschaft zur Beförderung der Künste etc. etc.

bey der ich mich in der Vorrede unterzeichnete.

Sie vergriff sich bald, und wurde seitdem öfters bey mir verlangt.

Allein die damaligen Kriegsunruhen erlaubten meiner Muße nicht, an eine neue Auflage zu denken.

Und da meine dermalige Lage nicht gestattet, mich mit Verbreitung derselben zu befassen, so entschloß ich mich, den Verlag derselben an die thätige Schneider= und Weigelsche Kaiserl. privil. Kunst= und Buchhandlung in Nürnberg abzutretten, und solche mit Vermehrungen herauszugeben.

Diese letztern bestehen darinnen: daß ich 1) die Tabelle zum Visiren mit den Cubiczahlen erweitert, 2) die 43 bis 47ste Aufgaben mit Tabellen, welche zeigen wie viel ein Faß nach angesetzter Länge der Dauben und Böden von 9 fränkisch= und würtenbergischen Maaßen bis zu 100 Fudern halten könne, und 3) eine neue Kupfertafel Nro 38, welche einen Faßthürreißer, um damit die Thüre und das Thürloch in den Faßboden zu reissen, hinzugefügt habe.

Dieser Theil des Kunst= und Handwerksbuchs, ist zunächst für das Büttnerhandwerk und dessen Lehrlinge bestimmt, in welchem ich von runden, ovalen, Ey= und Korbförmigen Fässern, ohne und mit 6. 8. 10. 12. und mehrern Ecken, Unterricht ertheile, wie sie aufzureissen und zu machen sind, ingleichen wie sie die Quadrat= sowohl, als Cubic=Visirstäbe regelmäßig selbst verfertigen und ein Faß damit visiren können.

Die folgenden Aufsätze welche auf dieses Handwerk sowohl, als auf Weinhändler und Keller Bezug haben, habe ich jungen Leuten zu besten beyfügen wollen, sie bestehen:

a. in einer Anweisung verschiedene Weine in Keller zu behandeln, solche wieder zurecht zu bringen, hell zu machen und geringe zu verbessern.

b. Die Kunst Wein= und Bieressig zu sieden und den verdorbenen wieder brauchbar zu machen, und

c. Brandwein zu brennen und alle mögliche Gattungen Liqueure zu verfertigen.

Da nun die Erste Auflage unter andern kritischen Blättern, auch in der Oberd. Literaturzeitung mit Beyfall belegt wurde, so habe ich an der guten Aufnahme der zweyten um so weniger zu zweifeln Ursach.

Zugleich will ich noch einer andern, eben so nützlichen und interessanten Schift gedenken, die als Frucht meiner Mußestunden bey meinem ehemaligen Amt als Cantor, anzusehen ist, sie betrift die Orgelbaukunst.

Bey den vielen Reparaturen der Orgeln, wurde ich auf den Bau derselben selbst aufmerksam gemacht, ich war bemühet, eine Orgelstimmpfeife zu erfinden, die ich im 23. §. beschrieben, und auf der Kupfertafel N. 8. Tab. I. abgebildet habe, ingleichen wie Monocordia leicht zu verfertigen sind, durch die man sowohl Orgeln, als andere besaitete Instrumente, z. B. Klaviere stimmen kann.

Diese Erfahrungen lege ich in dem zweyten Theile dieses Kunstbuchs, der in eben dieser Verlagshandlung erscheint, nieder, und zeige wie eine vollkommene Orgelprobe anzustellen sey, und was man bey der Reparatur derselben zu beachten habe, wozu auch die Windproben zu rechnen sind, welche ich ebenfalls mit abgehandelt habe.

In jener Schrift werden nicht nur Orgelmacher, Organisten und Schullehrer, sondern auch Herrschaften und Gemeinden, welche entweder neue Orgeln bauen oder alte repariren lassen wollen, manche Vorschläge finden, die sie in andern Büchern der Art, vergeblich suchen.

Ausser diesen habe ich noch zwey andere Werkgen bearbeitet, davon Eins für Holz= und Metallarbeiter, ingleichen für Gerber, Färber, und andere Künstler bestimmt ist, wozu 21. Kupfer gehören.

Das andere betrift die Kunst, Mosaische oder Musivbilder von puren Naturalien aus den drey Reichen der Natur zu verfertigen, welches für Mahler, Zeichner, Schreiner, Zimmerleute und Maurer sehr dienlich ist, wozu ich 18. Zeichnungen verfertigt habe.

Meine Schönschreibekunst in 38. Blättern, und die Canzley=Schulvorschrift nach sächsischer Hand, in 16. Blättern, von mir selbst gestochen, so wie verschiedene musicalische Werke, unter andern die singende Muße am Mayn, mit Melodien, sind nicht ohne Beyfall geblieben, und noch bey mir zu bekommen.

In der Hoffnung, daß viele Künstler und Handwerker an meinen Arbeiten Nutzen und vergnügen finden werden, empfehle ich dieselben ihrer gütigen Aufnahme bestens.

Maynstockheim bey Würzburg, am 25. Jan. 1804.

Der Verfasser.