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1773 – 1774

(7) Sterbeeintrag des 2. Kindes, des 18-jährigen Johann Conrad † 1. 4. 1773

1773. Hier in Maynstockheim Gestorbene Begrabene (1. 4. 73)

Joh. Conrad Zang
ein Jüngling von 18. Jahren 1. Mon. 7 Tagen, der ein einziger Sohn und Kind seiner Eltern war, Herrn Johann Heinrich Zang, nun in die 21. Jahre dahier sizenden Schulbedienten, u. Frau Anna Margaretha, geb. Balbiererin von Fröhstockheim. Er war hier gebohren 1755. Ging bey mir zu Buchbronn, wo er auch das lateinische lernte, Ao 1764 das erstemal zum h. Nachtmal. Lernte die Zeichen- u. Kupferstecherkunst bey einem geschickten Graveur von Nürnberg, der sich in Kizingen aufhielt, u. brachte es darinnen zieml. weit. Seine Krankheit fieng sich seit 5/4 Jahren mit einer Lungensucht an, dabey sich eine gänzliche Auszehrung an… [?]. In der Mitte des Jan. muste er sich ganz zu Bett legen, comunicirt auf solchem d. 6. Martii, u. seüfzte um baldige seelige Auflösung, welche nach verschiedenen harten Stürmen, von der Art eines Gefraisches, nach meiner schon am Mitwoch früh um 1. Uhr geschehenen Einsegnung, endl. am Donnerstag abends um 6. Uhr d. 1. April sanfft kam; worauf sein dürr ausgesogener Leichnam Dom. Palmarum d. 4. April bei zahlreicher Versammlung von hier und der Nachbarschafft, mit einer Leichpredigt beerdigt wurde.

    Nun seelger Johann Conrad Zang
    Glück zu der Seeligkeit Empfang
    Zu welcher sich dein Glaube schwang
    Du schmachtetest nach solcher lang
    Wie war dem matten Herzen bang
    Da angst und sterben auf dich drang
    Das sich um deine Schläfe schlang
    Und dich von uns zu scheiden zwang!
    Nein, willig war dein Todes-Gang
    Wenn manche ungern bei dem Gang
    Zum Leben, mit dem Tode rang.
    Gottlob! des Leibes Fessel sprang,
    Zerrißen ist dein Leidens-Strang.
    Nun hörest du des Himmels Klang,
    der Palmenträger Lobgesang.
    Prang auch mit Palmen, siegreich prang.
    Wohl dir, du seelger Conrad Zang!

    Wohl dir, du Kind der Treue!
    Du hast und trägst davon &

Den Charfreytag habe ich, sprachst du auf dem Krankenbette
Deinen Ruhtag hast du nun dort in der Grabes-Stätte
Endlich kommt der Tag der Ostern, da der Donner Gottes kracht.
Schlaf wohl, entseelter Leichnahm! Ruhe Conrad! Gute Nacht!.

(8) Sterbeeintrag der 1. Frau Zangs Anna Margaretha † 14. 4. 1774

Ao 1774 Todten-Register

Frau Cantorin Anna
Margaretha Zangin

1732. d. 12. Febr. zu Rödelsee geborene Creylsheimische Verwalters Tochter Balbiererin, ehe- öffentl. copulirt 1752 d. 18. April cum praesente viduo1 Hn. Johann Heinrich Zang, hiesigem unserm geschickten treu-fleißigen Cantore, dortmals Cantor zu Walsdorf bey Bamberg, noch ledigen Standes, u. weyl. Hn. Joh. Georg Zang, gewesener Kayserl. Ober-Lieutenants unter dem löbl. Heysterischen Infanterie-Regiment, einzigem Sohn, mit welchem sie 22. Jahr in guter Ehe lebte, auch darinnen mit ihm 3. Söhne 1 Töchterl. erzielte, die aber all wieder in dem HEn2 seel. verstorben.
Ihr Leben war tugendhafft, denn sie war eine gute Christin; und ihr Ende war seelig, weil sie Gott fürchtete. So sagte Herr Cantor selbst im Lebenslauf.
Dieses letztere, ihr seel. Ende erfolgte, nachdem sie seit Advent 73. an der Hecktic darnieder lag, nach meinem öffteren Besuch u. wiederholter Einsegnung, auch 2. maligen Empfang des h. Nachtmals, endl. Donnerstags d. 14. April früh um 1. Uhr, und ihr dürr ausgesogener Leichnam wurde Samstags vor Miser. Domini d. 16. April die Aaronis nah an der Seite ihres Ao 73 d. 4. April begrabenen 18. jährigen Sohnes Joh. Conrad, unter einer von mir gehaltenen kurzen Grabrede super Num. XVI. 48. et XVII. 2. 3. 43 dann Leichpredigt super Textum a beata electum4 Christus ist mein Leben p. gelegt. Wobey sie ihr Leben auf 42 J. 2 Mon. 2 Tage bracht hatte.
Molliter osa cubent!5

(9) Hochzeitseintrag, 2. Ehe mit Anna Margaretha Barbara Crämer

1774 Procl. et Copulati (22. 11. 1774)

Herr Joh. Heinrich Zang, bestverordneter geschickt- und treufleißiger Cantor und Schuldiener dahier, viduus seit m. April l. Anni, ist cum virgine6 Anna Margaretha Barbara Crämerin, HEn. Joh. Caspar Crämers, Hochfl. Brandenb. Onolzbachischen Unterthans, Mitbürgers u. Viertelmeisters, auch Meisters E. E. Becker Handwerks in dem Anspachischen Amtsstädtlein Prichsenstadt, ehel. erzeugte einzige Tochter, Dom. XXV p. Trin. an unserem jährl. Dankfeste von mir proclamirt – darauf dienstags d. 22. Nov. zu gedachtem Prichsenstadt von dasigem HEn. Stadtpfarrer M. Benedickt Ferdinand Ebenauer, rev. Capit. Uffenh. Camerario, nach gehaltenem Kirchgang u. Hochzeitspredigt, copuliert worden. Wobey ich mit mehreren Mstockheimern, ein invitirter7 Hochzeitsgast gewesen bin, und mein gutes Quartier, in der großen Kälte bei dem rechtschaffenen renerable8 HEn. Stadtpfarrer, von Ihme selbst mir gütigst angetragenen, gehabt habe

Anmerkung:

Wir dürfen mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, dass Zang seine 2. Frau schon vorher gekannt hat. Sicher hat sie bei seinen musikalischen Aufführungen auf irgend eine Weise mitgewirkt, weil der Mainstockheimer Kantor bestimmt auch auswärtige „Musikanten” zu seinen Kantaten gebraucht hat.


Fußnoten:
  1. = mit dem derzeitigen Witwer[]
  2. = Herrn[]
  3. = 4. Mose 16, V. 48 und Kap. 17, V. 2. 3. 4, nach der jetzigen Verszählung 4. Mose 17, V 13 und 17 – 19[]
  4. = über einen von der Seligen ausgewählten Text[]
  5. = sanft mögen die Gebeine ruhen[]
  6. = Witwer seit Mitte April dieses Jahres ist mit der Jungfer[]
  7. = eingeladener[]
  8. = ehrwürdigen[]