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Der Kantor Zang und die Büttner

Ludwig Ruf

Aus dem Jahr 1780 besitzen wir eine Vermögensaufstellung1 des Kantors Zang. Bei den Einzelsummen fällt auf, dass der größte Betrag, nämlich 550 Gulden, unter dem Stichwort „Weine“ aufgeführt ist. Dazu kommen noch 140 Gulden für Fässer und drei Gulden für Gelten und Butten. Diese im Verhältnis sehr hohe Summe lässt darauf schließen, dass Zang Wein nicht nur für den eigenen Bedarf eingelagert, sondern dass er auch mit Wein gehandelt hat. Dass sein damals fünfjähriger Sohn 20 Jahre später als Arzt Dr. Paul Zang in Obereisenheim eine Repperndorfer Weinhändlerstochter heiratet, ist in diesem Zusammenhang auch interessant.

Zang hatte aber nicht nur mit Winzern und Weinhändlern zu tun, sondern auch mit den Büttnern (=Küfer, Böttcher), die ja die Lager- und Transportgefäße für den Wein, die Fässer, herstellten. Und Büttner gab es in Mainstockheim in einer Anzahl, die wohl in keinem anderen Ort mit vergleichbarer Größe vorkam. Aus dem 18. Jahrhundert, also zu Zangs Zeiten, gibt es eine Nachricht2, dass in Mainstockheim 70 Büttner (!), 30 Essigsieder und etwa 15 Weinhändler lebten. Im Jahre 1830 werden in Mainstockheim im Gewerbekataster u. a. 42 Büttner, 3 Gaststätten, 1 Apotheke, 7 Metzgereien und 6 Bäckereien aufgeführt.3 Diese Zahlen machen die Bedeutung des Büttnerhandwerks für Mainstockheim deutlich.

Die Büttner benutzten bei der Fassherstellung meist den Platz vor ihren Häusern auf oder neben der Straße als „Werkstatt“. Außerdem stellten sie am Kirchweihfest Proben ihrer Erzeugnisse als Muster vor ihren Häusern auf und nahmen Bestellungen entgegen. So kam Zang fast täglich, nicht nur beim Kauf eines neuen Fasses, mit ihnen in nähere Berührung. Und weil er für alle technischen Vorgänge immer Interesse zeigte, befasste er sich sehr eingehend mit der Fassherstellung. Die verschiedenen Zahlentafeln und Tabellen in seinem Buch „Der vollkommene Büttner oder Küfer“ belegen, dass dieses Buch das Ergebnis seiner Bemühungen war. Bei seinen genauen Beobachtungen und Erkundigungen bei den Mainstockheimer Büttnermeistern kommt er auch mit dem Meister Karl Bock in Verbindung. Dieser hatte einen „Faßtür-Reißer“ erfunden. In der 46. Aufgabe lässt Zang ihn seine Erfindung beschreiben.

Vor kurzem (1993) wurde der Gemeinde Mainstockheim für ihre Sammlung von Geräten und Werkzeugen einer Büttnerwerkstatt ein solcher Fasstür-Reißer Geschenkweise überlassen.

Der Mainstockheimer Büttner Johann Nikolaus Müller, der aus Heinrichs bei Suhl in Thüringen stammte, kaufte 1816 ein Exemplar des Zangschen Buches (2. Auflage von 1808). Er schrieb auf ein Vorsatzblatt: „Alle die Künste und Wissenschaften in diesem Büchlein sind richtig und unverwerflich. Aber nur die Übung macht den Meister; denn viele lesen, verstehen aber nicht, was sie lesen.“


Fußnoten:
  1. Ausführliche Darstellung in MITTEILUNGEN, 2. Folge 1987[]
  2. aus R. Worschech und B. Weisensee: „Weinland Franken“, Würzburg 1990[]
  3. aus einer Arbeit von Willy Brussig, Mainstockheim[]