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(16) Dr. Gustav Schilling (Hrsg.): „Encyclopädie der gesammten musikalischen wissenschaften, oder Universal-Lexicon der Tonkunst”, Stuttgart 1840

Zang, Johann Heinrich, ein durch gar mancherlei Talente merkwürdiger Mann, der sich nicht allein als Komponist und musikalischer Schriftsteller, sondern auch als Chemiker, Instrumentenmacher, Maschinist, Zeichner und Schönschreiber auszeichnete, ward zu Zella St. Blasii im Gothaischen am 15ten April 1733 geboren. Sein Vater, Johann Georg mit Vornamen, war Ungarischer Oberlieutenant gewesen, und hatte sich zu Zella häuslich niedergelassen. Unser Johann Heinrich, der Sohn, ward frühzeitig zur Erlernung mehrerer Sprachen angehalten, und übte nebenbei auch die Ton- und Zeichenkunst. Da er für erstere ein besonderes Talent an den Tag legte, so schickten ihn die Eltern, als er noch nicht volle 17 Jahre alt war, nach Leipzig, daß er den Unterricht des großen Sebastian Bach noch genieße. Zwei Jahre blieb er bei diesem, und kam dann 1749 nach Coburg, von wo er bald, seiner äußerst schönen Handschrift wegen, als Canzellist in das Kloster Banz berufen ward. Nebenbei mußte er auch die Organistenstelle zu Hohenstein bei Coburg versehen. Durch sein schönes Orgelspiel erwarb er sich einen bedeutenden Ruf in der ganzen Umgegend, und 1751 schon erhielt er die Cantorstelle zu Wallsdorf bei Bamberg, wo er indeß nur ein Jahr blieb, und dann einem Rufe als Cantor nach Mainstockheim folgte. Hier gefiel es ihm so sehr, daß er alle ferneren Berufungen, worunter selbst Anträge von Capellmeisterstellen an Fürstlichen Höfen sich befanden, von sich ablehnte. Auch als Zeichen= und Schreibmeister sollte er einmal an einer Universität angestellt werden, aber er blieb in Mainstockheim bis an seinen Tod, der 18021 erfolgte. Er componirte zwei vollständige Jahrgänge von Kirchencantaten, auf alle Festtage des Jahrs, mehrere Dutzend Trio’s für die Orgel, eine Menge Claviersachen, schrieb ein technisches Werk für Orgel- und Instrumentenmacher, baute selbst Claviere und Fortepiano’s, und beschäftigte sich außerdem mit Chemie und Maschinenbau. Eine Vocalcomposition, „singende Muse am Main“ betitelt, hat er selbst gedichtet, componirt und nachher auch in Kupfer gestochen. Von seinen Kirchencantaten ist unsers Wissens keine gedruckt worden.

Quelle: https://books.google.de/books?id=-xP1AAAAMAAJ&pg=PA895&lpg=PA895&dq=Singende+Muse+am+Main&source=bl&ots=ulzmpjq6sc&sig=ACfU3U1yfRagZmWtzxGxf4mxkJix4dvE3w&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjo_IDm37vrAhVEKewKHRFoAcM4FBDoATAJegQIChAB#v=onepage&q=Singende%20Muse%20am%20Main&f=false

Anmerkung:

In einigen Passagen ähnelt dieser Artikel dem Beitrag (1), unterscheidet sich jedoch in einigen Details von den weiteren Quellen. Man kann also vermuten, dass dem Autor weitere Quellen zur Verfügung standen. Die Angabe des Todesjahres 1802 muss bezweifelt werden, da Zang sein Buch „Der vollkommene Orgelmacher…“ im Jahr 1804 herausgab und die Patenschaft für seinen Enkel Carl Heinrich im Kirchenbuch Obereisenheim im Jahr 1806 dokumentiert ist.


Fußnoten:
  1. siehe Anmerkung![]