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Johann Heinrich Zang: Ostertriumph

Beobachtungen zur Musik von Michael Heckmann

„Und wenn gleich alle die heutigen Tongattungen nur aus der Tonleiter (C)Dur und (A)moll versetzet zu seyn scheinen…: Woher kömmt es denn, daß ein Stück, welches z. E. von (F) ins (G) übersetzt wird, nimmer so angenehm läßt, und eine ganz andere Wirkung in dem Gemüthe der Zuhörer verursachet?“

(Leopold Mozart)

Das obige Zitat auf der Seite 61, Anmerkung (b), der „Violinschule“ Leopold Mozarts wollen wir mitbedenken, wenn wir jetzt nach der Musik des Ostertriumphes fragen. Immerhin bezeugen die Ausführungen Mozarts, dessen Buch 1756, also 3 Jahre vor der Komposition von Zangs Ostertriumph, erschien, dass auch die Komponisten des mittleren und ausgehenden 18. Jahrhunderts noch um die besondere Bedeutung der Tonartenwahl für die Komposition wussten. Die amerikanische Musikwissenschaftlerin Rita Steblin hat in ihrer Dissertation von 1981 gezeigt1, wie sich Komponisten und Musiktheoretiker des 17. und 18. Jahrhunderts immer wieder mit der Frage nach der Bedeutung der Tonarten auseinandergesetzt haben. Dass sie dabei zu durchaus unterschiedlichen Auffassungen hinsichtlich der Charaktereigenschaften einzelner Tonarten gelangten, soll hier nicht verschwiegen werden.2 Auch Leopold Mozart kleidet seine Gedanken über die Wirkung von Tonarten in eine vorsichtige Frage.
Für die Musik Zangs haben wir bei der Tonartenwahl mit 2 Komponenten zu rechnen: 1) Mit der Übernahme von Tradition und 2) mit persönlichem Geschmack.


Fußnoten:
  1. Rita Steblin: A History of Key Characteristics in the Eighteenth and Early Nineteenth Centuries, Studies in Musicology, No. 67, Michigan 1981 & 1983[]
  2. So verzichtet der französische Musikschriftsteller Charles Masson in der 2. Auflage seines „Nouveau traité“ von 1697 im Jahre 1699 auf die 2 Jahre frühere Beschreibung von Tonartencharakteristika, und J. Ph. Rameau meint 1722 in seinem „Traité de l’harmonie“ daß Erfahrung der sicherste Weg sei, die Eigenschaften der Tonarten kennenzulernen. Vgl. bei Rita Steblin die Seiten 37 und 41.[]