(3) „Den Herrn auch mit Trompeten und Paucken loben“
Auf den letzten Seiten des Pfarr- und Kirchenbuches Mainstockheim, das die Einträge von 1768 bis 1797 enthält, ist ein Abschnitt
Ehren Gedächtniß guter Freunde u. Freundinnen, welche zu unserer Maynstockheimer Evangelisch-Lutherischen Kirche, Schule u. Gotteshaus, etwas gestifftet haben, zum bleibenden Dank aufgerichtet u. auf die Nachkommen geschrieben. Angefangen von mir Johann Georg Andreas Hecht, Pfarrer dahier.
Ao. 1773. An unserem jährlichen Danck- und Erndefest, welches am lezten Sonntage im Kirchenjahr Dom. XXIV. p. Trin. gefeyert wurde, hat unser dahiesig-musikalischer Chor sich zum erstenmal mit neüen Paucken und Trompeten hören laßen. Hiesiger braver HE Cantor Zang componierte dazu eine schöne Musik,1 wozu ich das initial-Recitativ fertigte: Gebt her die Paucken Ψ 81.32 Lobt ihn mit Paucken Ψ 150.43 Den Herrn in seinem Heiligthum, Und in der Veste seiner Macht. Also erweckt ein David uns zu Gottes Ruhm. Die Heldin Judith hat Davidisch auch gedacht: O 16 V. 24
Spielet dem Herrn mit Paucken Drum sollen sie bei uns auch schallen. Dir Gott! hat es gefallen, Daß man an Festen fröhlich war, Und mit Drommeten bließ. Num. X.10.5 Wir blasen sie denn auch in diesem Jahr, An unserm Erndefest zum erstenmahle, In deinem Kirchen ∫ Saale, Uns zur Erweckung, Dir zu Ehren. Auf Paucken! auf! Trompeten! auf. Laßt euch zusammen hören.
Eben genannt unser geschickter HE Cantor gab sich die Mühe, auf Trompeten und Paucken dahier zu collectieren, u. die und jene Freunde der Musik aufzusuchen, welche sich auch also finden liesen, daß ich sie auf sein Begehren, ex capite gratitudinis p6 am Danckfest in meiner Frühe- und Amts-Predigt nach dem V. unser, quod nomen et quantum also e cathedra sacra7 abgelesen habe, wie sie hier in diesem Ehrengedächtnis, nach meinem dabei gethanen Versprechen stehen.
Hiervon sind ausgegeben 30 Rthl. für die Paucken 3 Rthl. 10 B 4 Xr für Unkosten, Botten- lohn und verschiedene Douceurs
Summa 33 rthl 10 Bz. 4 Xr
Diese von obiger Summa abgezogen bleiben übrig 4 Thl. 12 Bz. 1 Xr. zu Verwendung an Instrumenten
Den Bezug der Paucken hat der achtbare Mstr. Matthäus Gilcher, Pergamentmacher dahier, u. deßen Tochtermann Löhlein, an 2. verfertigten schönen Kalb-Häuten, freywillig dazu verehrt, welcher insgemein 5 fl. frk. kostet. Die Trompeten betreffend, hat solche der achtbare Mitbürger Georg Nicolaus Wünterlein, und deßen Ehefrau, ganz allein bezahlet, welche mit samtl. Unkosten sich belaufen auf
8. Rthlr. 3. Bz. 4. Xr
Dieses ist von mir geschrieben auf die Nachkommen, und das Volck, das geschaffen werden soll, und wird den Herrn (auch mit Trompeten und Paucken†) loben.†Sancta Simplicitas9 Ihm sey alle Ehre in alle ewige Ewigkeit Amen! Amen!
Joh. Georgius Andreas Hecht. per XX. et quodt excurrit, annos, A. C. addictus Pastor in Episcopatu Herbipolensi10
1774
Am neuen Jahr von öffentl. Canzel vermeldet, daß noch ein Freund (Bierwirth Andreas Röder) 1 thlr. zu Paucken nachgegeben, und ein anderer Freund (Melchior Rasp) was von Holz dazu gehört…“
Dieser Eintrag ist für uns besonders interessant. Zang wollte für sein Kammer-Ensemble auch Pauken und Trompeten. Also führt er eine Sammlung durch. Die Unkosten, fast 50 Reichstaler, waren sicher ein sehr hoher Betrag. Aber die Mainstockheimer Rats- und Gerichtsherrn und viele Bürgerinnen und Bürger helfen mit und so wird die Summe erreicht. Am letzten Sonntag des Kirchenjahres, der als Dank- und Erntefest gefeiert wurde, erklingt eine (leider verschollene) Kantate Zangs mit Pauken und Trompeten.[↩]
Wer die Randbemerkung „Sancta Simplicitas” (=heilige Einfalt, andere Handschrift) nach der Bemerkung Pfr. Hechts, dass die Nachkommen nun Gott auch mit Trompeten und Pauken loben werden, eingefügt hat, ist nicht mehr feststellbar. (Vgl. dazu den Artikel in der Festschrift 1983, S. 25).[↩]
= J. G. A. Hecht, seit 20 und einigen durchlaufenden Jahren verordneter Pfarrer Augsburgischen Bekenntnisses im Bistum Würzburg[↩]