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Vierter Abschnitt.

§. 25. Von den Orgelregistern, ihre Anzahl und Benennung.

Ich stellte bisher nur eine einzige Orgeldisposition auf, um denenjenigen, die eine neue Orgel bauen lassen wollen, und wenig oder gar keine Wissenschaft davon haben, eine kurze Uebersicht von den nötigsten, und vorzüglichsten Gegenständen zu geben, und um sich bey einer Disposition darnach richten zu können. In dieser Rücksicht wählte ich eine mittelmäßige Anzahl von Registern, nicht als Vorschrift, sondern um blos das hauptsächlichste und nöthigste dabey zu erinnern.

Da es aber noch mehrere Orgelregister, als die kleine vorerwähnte Anzahl, giebt, so will ich solche noch nachholen, damit man sie ebenfalls näher kennen lerne.

Ich habe ihre jetzt üblige Benennnng nach dem Alphabet geordnet, wobey ich noch bemerke, daß man die Pfeifen in zwey Klaßen, nemlich a) in Flötenregister; b) in Zungen = Rohr = oder Schnarrwerke eintheilt.

Anmerkung.

1.) Die Flötenwerke werden theils cylindrisch, d.i. von oben bis unten gleich weit, oder lang und eng, auch weit und kurz, so wohl offen, als auch gedeckt, gemacht, theils konisch, d. i. Kegelförmige, die oben weiter als unten, oder innen weit und oben enger sind. Die gedeckten sind entweder ganz oder nur zum Theil zugedeckt.
2.) Die Zungen = Rohr = oder Schnarrwerke, werden theils offen, theils gedeckt, gemacht.
Bey ihrer Beschreibung werde ich zugleich bemerken, ob die Register von Zinn oder Holz verfertigt werden können, und den Fußton zu jedem angeben.

1.) Angelika, (Engelstimme) ist ein liebliches Schnarrwerk, wird mehrentheils 8 Fußton von Zinn gemacht,

2.) Apfelregal, ist ein Schnarrwerk 8 Fußton, hat oben einen hohlen Knopf mit Löchern, daraus der Schall gehet, von dem es seinen Namen hat, manche nennen es auch Knopfregal, es wird von Metall gemacht.

3.) Bärenpfeife, ein Rohrwerk 8 und auch 16 Fußton, heist auch manchmal Ranket.

4.) Baß, heißen fast alle Pedalstimmen mit einem Vornamen, als Violonbaß, Posaunbaß.

5.) Bassanell, ist ein Zungenwerk von 4, 8 Fußton, und wird von Zinn gemacht.   

6.) Basson, ist ein Fagottbaß, 8 Fuß von Zinn, und 16 oder 32 Fuß von Holz.

7.) Baurenflöte, ist ein klein Gedackt von 4 Fuß, sie sind gedeckt und haben im Hute ein Paraulum oder Röhrgen, das den Klang etwas verstärkt.

8.) Blöckflöte, Tibia vulgaris Blockpfeife kan von 16, 8, oder 4 Fuß gemacht werden.

9.) Bombart, auch Pombart, ist ein Zungenregister von 16, und 8 Fuß, es kan den Baß geben zur Schallmeye, wird so wohl von Zinn als von Holz gemacht.

10.) Bordun, ist ein Register das mehrentheils gedeckt wird, 16 und 32 Fußton, man nimmt es ins Manual und Pedal. In Salzburg steht ein Bordun von Zinn im Gesichte, als Prinzipal von 16 Fuß.

11.) Choralbasset, ist ein sehr junges Bäßgen im Pedal 2 Fußton, auf Art einer Baurenfiöte, wird von Zinn gemacht.

12.) Choralprästant, kan 4 auch 8 Fuß von Zinn seyn.

13.) Contrabaß, ist mehrentheils ein gedeckt Register 32 auch nur 16 Fuß, da es aber offen ist. Es ist eben das, was Subbaß ist, oder Untersatz, und wird von Holz gemacht.

14.) Contraposaun, ist ein 32 oder 16 füßiges ofnes Schnarrwerk, das stärkste unter allen, es wird so wohl von Zinn als von Holz gemacht.

15.) Coppel, ist an vielen Orten ein klingendes Register, nämlich eine Hohlflöte, etwa 8 Fußton, gleich dem Gedackt, es wird von Zinn gemacht.

16.) Coppel findet sich auch mehr Orten als eine gemischte Stimme und 2 und 3 fach; z. B. eine Quinte 3 Fuß, Superoctav 2 Fuß, und Terzie 2 Fuß, von Zinn gemacht.

17.) Coppelflöt, nennen einige das Gemshorn 8 Fuß. Es gibt auch 4 füßige, von Zinn und Holz.

18.) Cornetbaß, Cornu, ist ein Schnarrwerk für das Pedal, von 4, und 2 Fuß, und wird von Blech oder Metall gemacht.

19.) Cornet, eine Gattung Mixtur, man findet Sie 3, 4, 5 fach, als aus dem Grundton c, Octave c, der Quinte darüber g, Superoctav c, und der Terz über dieser e, das wäre das c 8 Fuß, c 4 Fuß, g 2 ½ Fuß, C 2 Fuß und deßen Terze e, von Metall gemacht.

20.) Cylinderquint, weil sie einerley Weite hat und nicht spitzig zu lauft, wird mehrentheils aus Zinn gemacht.

21.) Cymbel, eine Art gemischter Stimmen, 2, 3 fach, die Pfeifchen sind von der kleinsten Gattung, von 1, ¾ und ½ Fuß. Sie können auch aus drey Octaven bestehen von 1, ½ und ¼ Fuß, woher es kommt, daß sie oft repetiren müßen, durch ihr junges scharfes Geschrey geben sie einer Orgel vielen Nachdruck. Man hat wohl auch 5 fache Cymbeln, werden von Metall gemacht.

22.) Cymbeloctav, ist eine Octave etwa 1 Fußton, sie lautet auf Cymbelart und wird von Metall gemacht.

23.) Dezima, ist eine Terz über der Octav. Es ist solches mehrentheils eine Flötenstimme von Metall.

24.) Dolcan, ist eine Flötenstimme, von 4 und 8 Fuß, ist oben weiter als unten, und wird von Holz gemacht. S. Tab. II. No. 12.

25.) Doppelflöte, ist ein Gedackt von Holz, davon jede Pfeife zwey Labia hat, wodurch ein anderer Klang entsteht.

26.) Dulzian oder Fagott, ein schwaches Rohrwerk, 8, 16, und 32 Fuß zum Pedal von Holz.

27.) Dulzflöt, Flauta Dulcis, Tibia Augusta, ist 4, und 8 Fuß, von sehr enger Mensur und klingt daher wie ihr Namen anzeigt sehr angenehm, und wird von Metall gemacht.

28.) Echo, ein Register im Manual dazu man noch ein oder das andre schwache Register ziehet, damit es, wie in der Entfernung, lautet. Es ist gemeiniglich 4 Fuß.

29.) Fagott, ist was oben No. 26. stehet, ein schwaches Rohrwerk im Pedal, 8, 16, 32 Fuß.

30.) Feldpfeife, Fistula rurestris eine Flötenart, 1, 2, und 4 Fuß, sind enger Mensur, können auch von 8 Fuß seyn.

31.) Flachflöte, ist von 2, 4, und 8 Fuß, sind oben etwas zugespitzt, haben niedrige Aufschnitte und breite Labia. S. Tab. ll. No. 9.

32.) Flageolet, soll eigentlich nicht mehr als 2 Fußton seyn, weil sie Fistula minima heißt, ist eine der jüngsten Flötstimmen, und wird von Metall gemacht.

33.) Flaute, ohne ein anders Beywort, 4 und 8 Fuß, giebt einen schwachen angenehmen Ton, und wird von Holz gemacht.

34.) Flautenbaß, 4 und 8 Fuß, wie oben, von Holz.

35.) Flötedouce, 4 und 8 Fuß, wird oft gedeckt, klingt lieblich, und wird von Holz gemacht.

36.) Fugara, eine offene Flötenstimme, 4 und und((„und“ im Original doppelt)) 8 Fuß, etwas schneidend, wie die Gamben, von Metall gemacht.

37.) Gedackt, Pileata major solte Gedeckt heißen weil es zugedeckt ist. Dieses ist eines der bekanntesten Register, von 4, 8, 16, 32 Fuston. Das letztere kommt jederzeit in das Pedal mit den Namen: Contrabaß, oder Untersatz, Subbaß etc.
Dieses Gedackt führt viele Beynamen, Stillgedackt, Starkgedackt , Grob = Sanft= Musik= Kleingedackt etc. wird mehrentheils von Holz gemacht.

38.) Geigenregal, 8 Fuß klingt fast wie Quintatön oder wie eine Geige, man hat es auch 4 füßig.

39.) Gemshorn, ist eine Flötenstimme die zugespitzt ist, man hat es 4, 8, 16 Fußton, und wird von Metall oder Holz gemacht. S. Tab. II. No. 4.

40.) Gemshornquinte, heißt auch bisweilen Naßat, ist 1 ½, 3 und 6 Fußton, von Metall.

41.) Das Glockenspiel, findet man vielfältig theils in den beyden obern Octaven, theils auch durch 3 Octaven, da denn die bloße Octave repetirt.

Anmerkung.

Bey Verfertigung desselben ist es besser, wenn die Einrichtung dazu so gemacht wird, daß der Hammer auf einer Feder liegt und durch die Claviertasten auf die Glocken gezogen wird, daher der Spieler den Schlag stärker und leiser machen kan: Der Hammer muß aber jederzeit wenn er angeschlagen hat, durch eine Feder wieder von der Glocke zuruck gehoben werden, sonst würde die Glocke nicht klingen. Dabey sind meßingerne Hämmer jenen von Holz, Horn oder Bein, vorzuziehen. Man hat auch Glockenspiele im Pedal, 2 Fußton. Geschickte Glockengieser wißen, durch die Linea Cubica, auf dem Proportionalzirkel sehr genau die Glocken nach verlangten Tönen zu gießen, so wohl im Großen, als im Kleinen. Hievon hat der gelehrte Pater Meinradus Spies((siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Meinrad_Spie%C3%9F, Abruf: 21.08.2020)) in Kloster Irrsee, in seinem musikalischen Tractat von der Composition, wo er von der Zeugung der Intervallen auf dem Monochord pag. 15.((siehe https://daten.digitale-sammlungen.de/0000/bsb00002469/images/index.html?id=00002469&seite=34, Abruf: 21.08.2020)) sehr deutlich zeigt, wie die großen Glocken nach allen verlangten Tönen gegoßen werden können. Diese Anweißung läßt sich nun eben so wohl im Kleinen ausführen und zwar, noch leichter als im Großen (davon im 3ten Theil §. 149. meines Kunst = und Handwerksbuches((der 3. Teil von Zangs Kunst- und Handwerksbuch konnte bis heute nicht nachgewiesen werden.)) mehr vorkommen wird). Wenn eine Glocke zu tief geht, so wird sie auf einem ebenen Sandstein untenher geschliffen, bis sie ihren ordentlichen Ton bekommt. Wenn sie etwas zu hoch geht, so wird sie durch einen Drechsler, oder auf einem Schleifstein, rund herum, etwas dünne gemacht, dabey man immer den Ton probiren muß.

42 ) Glockenton, tonus fabri, ist ein Pfeifenregister das fast so klingt, als wenn die Schmiede auf dem Ambos schmieden, man hat es 2 Fuston.

43.) Hautbois, oder Oboe, ist ein Rohrwerk, mehr 8, als 4 Fuß, von Zinn.

44.) Hohlflöte, ist ein offenes Flötenregister, 4, 8, und 16 Fuß, hat etwas weite Mensur, und wird von Holz gemacht.

45.) Hohlquinte, ist eben das vorherstehende Register 1 ½, 3 und 6 füßig.

46.) Jula, ist eine Spitzflöte 8 Fußton.

47.) Julaquinte, ist das nämliche vorige Register, nur mit dem Unterschied, daß diese 6 Fußton, aber auch wie die vorige gespitzt ist.

48.) Jungfernregal, ist was No. 38. das Geigenregal ist.

49.) Knöpfleinregal, ist ein Rohrwerk 4 Fuß sehr lieblich, hat oben einen Knopf der oben in der Mitte etwas von einander geht, wodurch es den Klang wieder zurück in den untern Körper wirft, daher diese Lieblichkeit entsteht.

50.) Krummhorn, kann von 4, 8 und 16 Fuß seyn, ist ein Zungenwerk hat aber keine krumme Pfeifen.

51.) Kützialflöte, zu 2 und 4 Fuß eine Flötenstimme.

52.) Menschenstimme, Vox humana, diese steht 8 Fußton. Bey diesem Register ist es noch nicht entschieden welche Art die beste sey, weil die Orgelmacher bald dieser, bald jener den Vorzug geben. Diejenigen aber mögten wohl den Vorzug verdienen, die aus zwey Körpern bestehen, nämlich aus einem cylindrischen der gedeckt ist, und auf dem Deckel einen trichterartigen Schallbecher hat. Denn jene, die eine Menschenstimme durch ein Flötenwerk herstellen wollen, können, ohne ein Rohrwerk mit anzubringen, dem Ziele, schwehrlich nahe kommen. Wenn nun die Menschenstimme in ein Werk gemacht werden sollte, die man bisher meistens nur von der oberstem Octave bis ins bloße g oder a gemacht hat, so würde ich rathen, wenn sie nicht durch das ganze Manual herab gehen soll, daß von der letzten Pfeife an, es seye in a oder g bis zum großen C doch wenigstens das Register mit Trompetten oder andern Pfeifen, eines lieblichen Rohrwerks, besetzt würde, um einen geschickten Organisten in Ausübung seiner Kunst, nicht hinderlich zu seyn.

53.) Mixtur, Miscella acuta. Die Mixturen müßen Prinzipalmensur haben und können 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10 fach nach der alten Art seyn. Man macht an einer Mixtur die größeste Pfeife nie über 4 Fuston, aber alle von Zinn, mehrentheils von Metall. Wenn eine Orgel 2, 3 Manuale hat, so gehört in jedes Manual eine Mixtur. Auch in großen Werken bekommt das Pedal seine Mixtur.

Anmerkung:

Es ist bekannt, daß man die Mixturen nicht eher als zum vollen Werke ziehet, ingleichen, daß die Mixturen mehrentheils so gemacht wurden, daß ihre Töne aus c e g, c e, g c  bestanden. Da man nun beym vollen Werke auch gerne vollstimmig spielt, so will ich nur den einzigen Akkord, c‘ e‘ g‘ den ich als eine Trias zusammen auf einmal greife, hier anführen, um daraus zu sehen welche Töne man auf diesem einzigen Griff hören muß.

Der Klavis C hat: c e g c e g c.
Der Klavis e hat: e gl. h e gl. h e.
Der Klavis g hat : g h d g h d g.

Nun bemerke man, daß auf diesen einzigen Griff folgende Töne: c d e g gis h und zwar noch verstärkt, doppelt, zu Gehöre kommen; was das wohl für eine Harmonie, für ein musikalisches Ohr seyn mag? Greift man zu c einen Sekundgriff, so kommen: c, cis d e fis, g a ais zu Gehör. Und in einer Ligatur mit der Septime b kommen c d e f fis, g gl. a b h auf einmal zum Vorschein. Anderer Syncopaziones nicht zu gedenken, so möchte doch wohl hiebey von einigen die Frage entstehen: ob wohl von einem vernünftigen Musikus zu erwarten stehe, obige Töne auf einmal, auf einem Clavier oder Orgel zu greifen, und solchen Griff für harmonisch anzugeben? Die Antwort höre ich schon, man wird sagen: die tiefen stärkern Register verdrängen unter dem Geräusch diesen Mislaut, daß man ihn nicht höre, es sey von Alters her, so eingeführt, es müße doch klingen. Allein dieser Einwurf widerlegt sich von selbst, nemlich es klingt nicht. Unsere Vorfahrer haben zwar die Ehre dieser Erfindung, die aber wie bey vielen andern Sachen, eine Verbeßerung nöthig haben. Wenn denn in dem Geräusch dieses unerträgliche Geschwirre von den stärkern Registern verdrängt wird, daß man den Mißlaut nicht hört, so ist er ja auch gar nicht nöthig. Man würde also um die Mixturen erträglicher zu machen und dem Gehöre bey einer Orgel ein volles Genüge zu geben, ingleichen um ihr die Stärke und den Nachdruck nicht zu nehmen, unwidersprechlich beßer thun, wenn man statt den Terzen und Quinten, die Mixturen höchstens sechsfach machte, und dazu zwey C Pfeifen 4 Fuß, dann zwey C 2 Fuß und zwey 1 Fußton nähme. Wenn ja noch ein Freund von Quinten vorhanden wäre, (welche gleichwohl im vordersten Verbote bey der Composition mit stehen), so mögte er, wohl noch eine Quinte zu 2 ½ Fuß hinein bringen, bis unter den 2, 4, 8, 16, und 32 füßigen Registern, mit den 2 ½, 3 und 6 füßigen, wie auch mit den Terzen Sechsten, Sesquialtern Dezimen , Duodezimen etc. eine endliche Revolution erfolgt, dabey ich immer glaube, die erstern, als die stärkern mögten, da sie die Oberherrschaft haben, die letztern aus dem Orgelreiche verbannen.
Eine gleiche Bewanntniß hat es mit den Coppelregistern, die mehrfach mit Quinten und Terzien besetzt sind, wie vorher bey No. 16, nachzusehen ist, dazu auch die Cornette No. 19, die Cymbeln No. 21, und dergleichen gehören, die man blos, um das verdrüßliche, unharmonische Geschwirre wegzuschaffen, mit Octaven verstärken könnte.

Wenn ein vernünftiger Organist oder Orgelmacher, sich über das Vorurtheil des grauen Alterthums hinwegsetzen und mit bedacht ein Register mit einer dazu gezogenen Terzie, Sesquialter, Decima, oder Duodezima spielen hören will, so wird er, wenn die harmonischen Töne gegriffen werden, die Harmonie dieser Register, gegen den Uebellaut der unharmonischen, beurtheilen können. Wollte man dagegen einwenden, daß diese Register blos zur Verstärkung dienten, so ist schon oben widerlegt worden, wie die unharmonischen Griffe c, cis, d, e fis, g a, ais, und c d e f fis, g gis, a b h lauten. Von dem Spielen aus Molltönen mit dergleichen Registern, wollen wir hier gar nichts gedenken, und nur noch sagen, daß die Mixturen repetirend gemacht werden, das ist, es werden mehrentheils nur zwey Octaven von Mixturpfeifen in ein Klavier gemacht, davon läßt man fast insgemein, die tiefste Octave in der bloßen Octave und in der eingestrichnen Octave wiederholen. Die zweyte Octave der Mixtur aber geht vom zweygestrichnen c bis zum c dreygestrichen. Oder man läßt jede Octave der Mixur nur einmal repetiren, das ist, die eine Octave der Mixturpfeifen geht beym grosen C an und repetirt in der bloßen Octave, und also die Zweyte in der zweigestrichenen Octave.

54.) Nachthorn, ist eine Flötenstimme die gedeckt wird, 4 und 8 Fuß, die sehr lieblich gedeckt und offen lautet, man macht es mehrentheils von Metall. S. Tab. II. No. 11.

55.) Nasat, ist eine Quintenstimme, flötenartig von 1 ½, 3, und 6 Fuß, man hat es auch als eine Octavstimme 2 und 4 Fuß, und als ein solches 4   füßiges Register war es in dem schönen Werke zu Zella St. Blasii, das mit der Kirche verbrannt ist. Es ist ein sehr liebliches Register mit der Quintatön, und wird von Metall gemacht. Heißt auch Diapente dileata. S. Tab. ll. No. 15 – 16.

56.) Octave, Diapason auch Disdiapason ist eine offene Flötenstimme Prinzipalmensur. Die erste Octave richtet sich nach dem Prinzipal, wenn das Prinzipal 16 Fuß ist, so wird die Octave 8 Fuß, und wenn das Prinzipal 8 Fuß ist, wird die Octave 4 Fuß etc. man macht es mehrentheils von Zinn oder Metall. Die zweyte Superoctave richtet sich nach dieser Octave, wie folgen wird.

57.) Octavbaß, ist eine Flötstimme 8 auch 16 Fuß offen, von Holz.

58) Ondamare, oder Unda Maris, Meerwellen, ist eine offene Flötstimme 8 Fuß, von Metall, es wird etwas höher gestimmt, als das Prinzipal 8 Fuß von Zinn, zu dem es allein gezogen wird. Es muß langsam gespielt werden, wenn es durch sein Schweben, die Wogen der Meereswellen anzeigen soll. In dem großen Orgelwerke zu Waltershausen bey Gotha((siehe https://www.organartmedia.com/de/heinrich-gottfried-trost#disposition, Abruf: 21.08.2020)), ist dieses Register, doch mit doppelten Pfeifen die dazu nicht nöthig und ein ander Register zu ziehen ist.

59.) Petit, ein Register 1 Fußton, fast dem Flageolet gleich, wird von Zinn gemacht.

60.) Piffara, ist ein italiänisches Wort, und heißt eine Flöte oder Querpfeife, daher piffare a voce chiara, hell und laut pfeifen. Diesem entgegen wird Piffara bey uns mehrentheils 8 Fußton, nicht hell, sondern gelinde gemacht, und wird durchs ganze Register etwas abwärts schwebend gestimmt dazu wird gemeiniglich Salcional gezogen, welches eine sehr angenehme Schwebung, besonders zu traurigen Liedern oder Musiken verursacht.

61.) Posaune oder Posaunbaß, Buccina ein Rohrwerk im Pedal, 8, 16, und 32 Fuß, offen. Die 8 füßigen werden von Zinn offen gemacht, wozu gutes Zinn genommen werden muß, es ist das stärkste unter allen Schnarrwerken, die Pfeifen sind oben weit und unten zugespitzt, da sie auf ihren Stiefeln stehen, mithin nur ¾ Höhe erfordern.

62.) Prästant, oder Prinzipal, auch Regula primaria. Dieses Register wird für das Hauptregister in jeder Orgel angesehen, indem sie nach solchem ihre Benennung hat. Denn wenn das Prinzipal 16 füßig ist, so heißt die Orgel 16 füßig, ists von 8 oder 4 Fuß, so heißt die Orgel ein 8, oder 4 füßig Werk. Die Prinzipale werden mehrentheils von englischen Zinn gemacht und ins Gesicht gestellt. Doch gibt es auch hölzerne Prinzipale, welches Prinzipalregister ins Manual, aber nicht ins Pedal gehört. Ausser diesem gibt es der Prinzipale noch mehrerley mit Beynamen; als Schönprinzipal, Harfenprinzipal, Stillprinzipal etc. Die Labia am Prinzipal können aufgeworfen seyn. S. Tab. II. No. 1.

63.) Querpfeife, Flauttraverso, ist ein 8 füßiges Flötenregister, sehr lieblich, bey diesen Fußton man es laßen und es weder 4 noch 16 füßig machen sollte, indem es so der Flauttravers am nächsten kommt. Man macht es mehrentheils von Holz, doch auch von Zinn.

64.) Quinte, Diapente ist sehr bekannt und nicht leicht ein Werk zu finden, besonders in großen Orgelwerken, wo sie nicht 2, 3, 4, 6, und mehrmal, unter mehrerley Arten anzutreffen wäre. Die welche offen sind, von 1 ½ und von 3 Fuß haben Prinzipalmensur, die 6 und 12 füßtigen aber sind zugespitzt wegen ihren vielen Schreyen. Was ich unter No. 53 gesagt habe, will ich hier nicht wiederholen; de Chales sagt: im 3ten Tom, S. 20. musici dicuntur quintam accipere, dum irascuntur.((siehe Anmerkung #46 zu https://www.jhzang.de/m-9-1/6/))

65.) Quintatön, ist eine gedeckte Flötenstimme, enger Mensur wie Gedackt, 8 und 16 Fuß, von Zinn oder Metall. Sie hat den Namen deshalb, weil sie neben ihrem Grundton eine Quinte über sich hören läßt. Sie wird auch von Holz besonders in den untern Octaven gemacht. Heißt auch Quintitenens. S. Tab. II. No. 5. u. 6.

66.) Ranket, ein liebliches Rohrwerk, das ganz leise gehet, man hat es 16 und 8 Fußton. Es hat einen kleinen Körper und in demselben steckt sein Schnarrwerk wie Sordunen.

67.) Rauschpfeife, ist abermals eine gemischte Stimme, welche aus einer Octave 2 Fuß und einer Quinte 1 ½ Fuß bestehet. Man findet sie auch mehrfach.

68.) Regal, ein Schnarrwerk, 4, 8, 16 Fußton, mit offenen auch gedeckten Pfeifen. Die Pfeifen sind nicht aller Orten einerley, sondern man hat mehrere Arten, darunter die Trichterregale die gewöhnlichsten sind. Es gibt Cymbelregale, Geigen= Jungfern= Knopfregale und so mehrere.

69.) Rohrflöte, ist ein gedeckt Flötenregister, 4, 8, 16 Fußton. Sie haben in ihrem Hute ein Röhrlein (Paraulum) dadurch der Klang etwas heller wird. S. Tab. II. No. 7.

70.) Salcional, von der Weide, eine Weidenpfeife, ein schwaches Flötenregister von Metall, sehr enger Mensur, 4, 8, und 16 Fuß, man ziehet es gemeiniglich zu Piffara.

71.) Scarpa, ein Zungenwerk, 4 und 8 Fußton.

72.) Schallmey, ein Schnarrwerk, daraus wohl die Oboen entstanden sind, 4 und 8 Fuß.

73.) Scharf, ist eine verjüngte Mixtur mit einer Octave 2 Fuß, Quinte 1 ½ Fuß, und Octav 1 Fuß, repetirt.

74.) Schreypfeife, besteht in zwey der kleinsten Octaven, 2 und 1 Fußton, von Zinn.

75.) Schwägel, auch Schwiegel, 4 und 8 Fuß, auch 1 und 2 Fuß groß, ein Flötenregister enger Mensur, wie die Hohlflöten. Die 1 und 2 füßigen sind Flageoletartig, sie sind mehrentheils oben etwas zugebogen.

76.) Schweizerpfeife, ist mit Feldflöte einerley, man findet sie 4 und 8 Fuß, haben einen scharf lieblichen Violenton, weil sie sehr enger Mensur sind, sie müßen Seitenbärte und Unterleisten haben, sonst bringt man sie nicht zum Ansprechen.

77.) Serpent, oder Serpentin, ist eine Art eines Fagottbaßes 16 Fuß. Es kommt fast mit dem Ton der Serpentine überein, die bey den sächsischen und französischen Regimentsmusiken eingeführt sind. Diese sind wie ein Cornu copiae, krumm gewunden, vorn am Mundstücke enge und vorwärts immer weiter, wo es zuletzt vorn an der Stürze fast einer Elen weit wird, und einen 16 füßigen Ton hat, der mannhaft ist.

78.) Sesquialtera, ist eine blose Dezima, ohne noch eine Stimme bey sich zu haben, da in andern Orgeln noch mehrere Stimmen dabey sind. Ich wünsche dieser das Gluck wie den Terzen und Quinten in den Mixturen No. 53.

79.) Sifflöt, ist eine Art Hohlflöte, sie sind insgemein nur von 2 Fuß.

80.) Sordun, ein stilles Rohrwerk von 8 und 16 Fuß gedeckt. Sie haben einen verborgenen Körper in sich mit langen Röhren. Der äußere Körper ist nicht gros und gleicht dem Nachthorn.

81.) Sordunregal, ist ein Schnarrwerk und fast vorigen Register 80. gleich.

82.) Spitzflöt oder Coni ist oben zugespitzt, doch offen. Sie haben etwas weitere Labia als die Gemshörner, man hat sie 2, 4 und 8 füßig von Metall. S. Tab. II. No. 8.

83.) Subbaß Pileata maxima ist ein gedeckter Flötenbaß, von 16 und 32 Fuß, von Holz.

84.) Superoctav, ist die zweyte Octav nach dem Prinzipal, daß wenn das Prinzipal 8 Fuß ist, so ist diese 2 Fuß u. s. w. von Metall.

85.) Terzia, Ditonus ist eine offene Flötstimme, sie ist 3 1/5 Fußton, man findet sie auch unter dem Namen: Ditonus. Ihr Himmelreich findet sie bey denen Terzen in den Mixturen No. 53.

86) Terzian, ist ein aus 2 Flötstimmen zusammengesetztes Register, nämlich einer Quinte 3 Fuß und der größern Terz 3 1/5 Fuß. Diese mag auch mit voriger emigriren.

87.) Trompet, Tuba eine bekannte Rohrstimme, mehrentheils 8 Fußton. Ihre Körper, Kellen und Zungen sind nicht so groß, als an den Posaunenregistern, wenn sie schon einerley Fußton haben. Ihre Körper sind beßer von Zinn als von Blech: Man findet sie selten von Holz. Sie müßen einen klingenden nicht knarrenden Ton haben. Wenn sie wohl getroffen sind, ist es eins der schönsten Register: Aber sie erfordern einen Meister der sie zu machen versteht.

88.) Viola, ist eine offene Flötenstimme von 4 und 8 Fuß, sie muß streichen wie eine Altviola, und daher eine enge Mensur haben.

89.) Viola di gamba, ist ein offen Flötenregister 8 und 16 Fuß, sehr enger Mensur, von Metall. Damit sie recht gut streichen soll, wie ein Violonzello, so macht man ihr kleine Bärte. S. Tab. II. No. 2.

90.) Violonbaß, ein Flötenregister, 8 und 16 füßig von Holz: Das Hauptwerk hiebey ist wenn er recht schneidend klingt, um dieß zu bewerkstelligen müssen sie von mittelmäsig enger Mensur seyn, und nach ihrem Anspruch, nicht in die Quinte oder in die Octave übergehen.

91.) Viol d‘Amour 4 und 8 Fuß mehrentheils von Metall, ist ein liebliches Register, eine Flötenstimme.

92. Vox humana, dieser ist schon vorher gedacht worden. Dagegen ist Vox virginea, ein lieblich Rohrregister 4 füßig schwachen Tons, wird lieblicher intonirt als Vox humana, weil diese gleichsam die männliche, und jene eine zarte weibliche Stimme vorstellen soll.

93.) Vogelsgesang beschreibt Prätorius in einer Disposition als eine Stimme durchs ganze Pedal, von welcher Adlung meinet es mögte eine Art eines Flageolets seyn, das eine Vogelsstimme vorbildet. Ist denn aber der Rohrdommel nicht auch ein Vogel, und könnte deßen Brummen nicht ehender auf dem Pedal, durch ein Schnarrwerk nachgeahmt seyn? Jenes Gezwitscher des Vogelsgesangs, kan Prätorius nicht gemeinet haben. Denn wenn durch ein rundes Gefäße, in welches Wasser gegoßen wird, eine Röhre in die Höhe, durch die der Wind in ein, oben über die Röhre angelöthetes trichterartiges Gefäße gehet, und von diesem Gefäße 5, 6 kleine Pfeifchen abwärts in das Wasser gehen, so verursachen sie ein närrisches kindermäßiges Gezwitscher, oder ein Vogelgeschrey, von einer ganzen Schaar untereinander schreyender Vögel. Diesen Vogelgesang kan Prätorius unmöglich gemeinet haben, weil man in der Kirche, für Kinder, an einem dieser Instrumente genug hat, wovon er mehr Aufschluß hätte geben sollen.

94.) Waldflöte, Tibia Sylvestris, ist eine offene Flötenstimme weiter Mensur, 2, 4 und 8 Fuß von Holz, welche auch, wegen ihrer weiten Mensur hölzern oder grob klinget, von Metall aber würde ihr Ton beßer seyn. S. Tab. II. No. 17.

95.) Waldquinte, das nämliche Register, nur 1 ½, 3 oder 6 Fuß, weil sie eine Quinte ist.

96.) Waldhorn, ein Schnarrwerk 4 und 8 Fußton. Wenn es ein Waldhorn vorstellen soll, so muß es der Natur nach 8 Fuß, nicht 4 füßig seyn.

97.) Zink, Cornetto, ein Schnarrwerk, 8 Fußton, geht mehrentheils vom eingestrichnen c an bis in die Höhe.

98.) Raket ein Schnarrwerk, ist von Ranket No. 66. unterschieden.

99.) Cymbelregal ein sehr lieblich Schnarrwerk, 2 Fuß und 4 Fußton.

100.) Stahlspiel, statt Glockenspiel; dieses besteht aus ganz dünnen Stahlstänglein, die nach den Orgeltönen abgerichtet sind, wie die Glocken im Glockenspiel. Eins davon ist in dem Dom zu Merseburg. Die Stangen sind gleich über der Tastatur des Manuals, des Klangs wegen, frey angebracht.

Dieß wären also die bekanntesten Register dergleichen es freylich noch mehrere geben mag, die von geschickten Meistern gemacht, und noch ausgedacht werden, nämlich die zu den klingenden Registern gehören.

Nun folgen die Nebnzüge welche theils mehrmals nöthig sind, theils der Symetrie wegen, oft unnöthig angebracht werden, als:

1.) Balgregister, durch das man verhindert daß die Bälge nicht getretten werden können.

2.) Kaltantenzug, um dem Kalkanten ein Zeichen zum tretten zu geben.

3.) Koppelzüge mit den man die Manuale zusammenkoppeln, und auch das Pedal zum Manual anhängen kan.

4.) Sperrventile, Epistomium, mit dem man so wohl die Manuul als Pedalladen zusperret, damit kein Wind hinein kommen kan.

5.) Sternzug, mit dem man den Windkanal öfnet, der den Wind an die Räder der Sterne bringt, wo dergleichen vorhanden sind, damit sie sich herum drehen.

6.) Tremulant; ein Zug zum Tremulanten. Ausserdem gibt es in einigen Orgeln noch diese und jene Züge, zu Heertrummeln, das sind Paucken, zum Kukuk, zum Vogelgeschrey, und zu andern kindischen Sachen , die heutiges Tages als bloße Kinderspiele betrachtet werden, welche die Andacht stören, und zum Kukuk verwiesen werden sollten.

Wenn ich ja einen Zierrath an eine Orgel ordnen wollte, so wäre es eine Sonne, an der die geraden Strahlen von röthlichen und die geschlängelnden von gelben Folien wären; sie könnte nach der Größe der Orgel 2 auch 2 ½ Schuh im Umfange haben, und auf ein blaues Feld von blauen Folien von 2 ¼ oder 2 ¾ Schuh mit dünnen Dräten befestigt werden. Dann würde eine Ellypsin von der Länge des blauen Diameters gemacht, auf die Hälfte des äussersten Randes desselben, käme ein grünes Folienband, worauf man etwas zweckmäßiges, z. E. heilig, heilig, heilg, oder Lobe den Herrn, mit Goldfolien setzen könnte. Dieß Band könnte von 2 oder 4 Genien von Silberfolien mit und ohne Flügel gemacht, gehalten werden.

Diese Ellypsin hinter der fest stehenden Sonne, würde oben am Haupte der Sonne, wo die Strahlen anfangen, an eine Welle angelegt, die in das Orgelwerk zu dem Windrade gehet, das sie treibt, und obige Worte statt eines Sterns herum drehet, so daß der Anfang der Worte, hinter der Sonne, auf der linken Seite aufwärts steigen, die man nach und nach zu lesen bekommt, welches durch das aufsteigen der Ellypse bewerkstelligt wird, die man nie ganz sehen dürfte. Auf diese Art wäre die halbe Ellypse immer hinter dem blauen Grunde, und ausserhalb das grüne Band ganz von blauen Folien bedeckt.

An die Welle der Ellyipse könnten, wie bey den Sternen, Cymbeln oder Glökchen, nach dem Orgelton, in dem Accord c‘ e‘ g‘ c‘‘ e‘‘ g‘‘ gemacht werden. Statt der Folien, kan man auch das Werk lassiren oder mit Farbe anstreichen lassen.