Zum Inhalt springen

In Memoriam Otto Selzer

zusammengestellt und mit Anmerkungen versehen von Ludwig Ruf

Otto SelzerDer als Heimatforscher überaus tüchtige Oberlehrer Otto Selzer starb am 2. April 1989 in Marktbreit im 92. Lebensjahr. Nachdem wir ihm und seinen Forschungen die ersten wichtigsten Nachrichten über den Kantor Johann Heinrich Zang verdanken, möchten wir hier sein Leben und Werk dankbar würdigen.

Otto Selzer wurde am 3. Februar 1898 in Stuttgart geboren. Seine Jugend- und Schulzeit verbrachte er in Ochsenfurt am Main. 1911 bis 1916 bereitete er sich in der Präparandenschule in Marktsteft und im Lehrerseminar Altdorf auf seinen Beruf vor. 1917 bis 1919 wurde er als junger Soldat im 1. Weltkrieg an der Westfront eingesetzt und dabei verwundet. Nach seiner Aushilfslehrerzeit 1919 – 20 kam er 1921 zunächst als Hilfslehrer nach Mainstockheim, verheiratete sich 1922 und blieb dort bis 1935 als Lehrer. In diesem Jahr wurde er als 1. Lehrer und Schulleiter nach Obbach (Landkreis Schweinfurt) berufen. Den 2. Weltkrieg machte er als Artillerieoffizier 1939 bis 1945 mit (Frankreich, Balkan, Rußland 41/42) und erlitt dabei wiederum eine Verwundung. 1945/46 war er in Kriegsgefangenschaft, wurde durch die Regierung von Unterfranken aus dem Schuldienst entlassen und musste sich als landwirtschaftlicher und Bauhilfsarbeiter durchschlagen. 1947, nach dem Entnazifizierungsverfahren der Spruchkammer in Schweinfurt kam er nach Hammelburg in Internierungshaft. Ab Mai 1948 war er als Hilfsarbeiter im Freileitungsbau der AEG, Bauabteilung Nürnberg tätig. 1954 wurde er arbeitslos und 1955 als Erzieher in der Privaten Realschule Marktbreit eingestellt. In diesem Jahr kam es endlich auch zu einem Wiederaufnahmeverfahren in München in dem die Fehlurteile der Spruchkammer und der Berufungskammer aufgehoben und die Verfahren eingestellt wurden. Am 1. September 1956 konnte er seinen Dienst an der Volksschule Marktbreit wieder aufnehmen und wurde wieder verbeamtet. 1963 war dann seine Ruhestandsversetzung wegen Erreichung der Altersgrenze, er arbeitete aber bis 1965 im Angestelltenverhältnis in Marktbreit in seinem Beruf weiter. 1975 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

In über 150 Arbeiten veröffentlichte er seine Forschungsergebnisse, die sich durch sein hervorragendes umfassendes Wissen der heimatgeschichtlichen Zusammenhänge und Hintergrunde auszeichneten. Er musste im Laufe seines Lebens schwere Schicksalsschläge und Ungerechtigkeiten hinnehmen. Sein Wesen war aber von Bescheidenheit und vornehmer Zurückhaltung geprägt.

Als wir 1975 bei der Renovierung der Kirche in Mainstockheim die ursprüngliche Disposition der Orgel suchten, gab uns die vorstehend abgedruckte Arbeit Otto Selzers erschöpfende Auskunft. Sie war aber auch der Anlass, uns mit dem Kantor Zang weiter zu beschäftigen. Mit Erfolg: Unser Mitglied Dr. Gustav Ringel, Nürnberg, damals wissenschaftlicher Assistent an der Universität Erlangen – Nürnberg, suchte auf meine Veranlassung hin nach Werken Zangs und fand in der Bayerischen Staatsbibliothek in München die sieben Kantaten Zangs, die bis jetzt einzigen wiederaufgefundenen musikalischen Werke des Mainstockheimer Kantors.

Bei Selzers Aufsatz muss man beachten, dass er nur die bis 1971 von ihm erforschten Ergebnisse verwenden konnte. Für uns gibt es z. B. kaum noch Zweifel, dass Zang ein Schüler Joh. Seb. Bachs war (vgl. MITTEILUNGEN 1986). Obwohl die sieben Kantaten Zangs in der Zeit, als Otto Selzer in der Bayerischen Staatsbibliothek in München nachforschte, dort schon vorhanden waren, konnte er sie nicht finden, da sie erst später inventarisiert wurden. Und dass er nicht erwähnt, dass er während seiner Dienstzeit in Mainstockheim als Organist die Orgel geschlagen hat, zeugt von seiner Bescheidenheit.

Ludwig Ruf