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(2) Joh. Georg Meusel: „Teutsches Künstlerlexikon“, 3 Bde., Lemgo 1808-1814, Bd. 3, Seite 575f

ZANG (JOHANN HEINRICH). Kantor und Komponist zu Maynstockheim, einem Bayrischen Pfarrdorfe im Würzburgischen Amte Kitzingen: geb. zu Zella St. Blasii im Gothaischen am 15ten April 1733.
Sein Vater, ehemaliger Ungarischer Oberlieutenant, gab ihm eine gute Erziehung, wobey die Ton- und Zeichnungskunst, wozu der Sohn einen natürlichen Hang hatte, nicht verabsäumt wurde. Schon als 17 jähriger Jüngling wanderte er nach Leipzig, wo er sich unter Anleitung des berühmten Kapellmeisters, Joh. Seb. Bach, 2 Jahre lang in der Tonkunst weiter ausbildete. Im J. 1749 kam er nach Coburg und gleich darauf nach Kloster Banz, als Kanzlist, weil seine gute Handschrift dem dortigen Abte besonders wohl gefallen hatte. Dabey ward ihm zugleich die Organistenstelle auf Hohenstein unweit Coburg übertragen, bis er 1751 als Kantor nach Wallsdorf bey Bamberg, und von da 1752 ebenfalls als Kantor nach Maynstockheim befördert wurde. Dort gefällt es ihm so wohl, daß er einige Ehrenvolle Anträge zu bessern Stellen ausschlug.
Im J. 1762 gab er seine Selbst lehrende Kalligraphie in 33 Quart- und 6 Folio-Blättern heraus, welche er selbst in Kupfer gestochen, und die in vielen Teutschen Ländern wohl aufgenommen und besonders in den Ansbachischen und Nassau-Dillenburgischen Schulen eingeführt wurde. Zehen Jahre später erschienen seine, auch von ihm selbst gestochenen Schulvorschriften.
Ausser vielen für das Klavier gesetzten Sachen sind seine Singende Muse am Mayn, die er 1776 in Kupfer herausgab, mit 6 Sonaten und 12 Trio, für die Orgel mit 2 Klavieren und obligatem Pedal, bekannt.
Auch hat er zwey vollständige Jahrgänge auf alle Fest- und Sonntage über die Evangelien durch das ganze Jahr, mit Tutti, Fugen, Arien und Duetten, für vollständige Chöre komponirt, die noch jetzt in vielen ansehnlichen Kirchen aufgeführt werden.
Im J. 1793 sah Z. das allbekannte Blankische Kunstkabinet zu Würzburg, und machte sogleich den Versuch mit Verfertigung ähnlicher musivischer Kunstgemählde. Damit gelang es ihm so gut, daß einige seiner Arbeiten von verschiedenen Officieren dem Kaiser von Rußland gerühmt wurden; worauf er den Auftrag erhielt, einige Stücke nach St. Petersburg zu senden. Diesem zu Folge überschickte er das aus Saamen und Schmetterlingsflügeln verfertigte Russisch-kaiserliche Wappen, nebst 5 andern Stücken, die von allerley Naturalien aus den drey Naturreichen zusammengesetzt waren. Dafür erhielt er nicht nur ein kaiserliches Belobungsschreiben, sondern auch eine goldene Uhr, sammt massiven Bande, mit 454 großen und kleinen Brillanten und mit 24 Perlen besetzt.
Vergl. B. v. Siebold’s Artistisch-litter. Blätter von und für Franken 1808. Nr. 23; wo auch Nachricht gegeben wird von seinem, schon dreymahl aufgelegtem Buche für junge Künstler und Handwerker, ‘worin alles enthalten seyn soll, was künstlich ist, und was mancher Lehrherr oder Meister selbst nicht weiß, oder seinen Lehrlingen neidisch vorenthält.’ Schade, daß Hr. v. S. den Titel dieses außerordentlichen, Schreiber’n dieses ganz unbekannten Buches nicht mittheilt, auch nicht meldet, ob es mit oder ohne Namen des Verfassers erschienen ist!

Anmerkung:

(2) und (3) sind jeweils stark gekürzte Fassungen des unter (1) besprochenen Artikels.