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(2) Der Kantor Zang und sein Pfarrer Hecht

Dass zwischen den beiden, Pfr. Hecht und Kantor Zang ein ausnehmend gutes, ja freundschaftliches Verhältnis bestand, kann aus verschiedenen Kirchenbucheintragungen erkannt werden:

(2a) Sterbe- und Beerdigungseintrag der 1. Frau des Pfarrers Hecht, Maria Clara Hecht und ihres totgeborenen Kindes vom 28.11.1771

Der auf 4 ½ eng beschriebenen Seiten lange Eintrag schließt mit der folgenden Bemerkung:

Hiesiger geschickter Cantor Zang hat mir zu dem Trauer-Gedicht1 ein Kupfer gestochen,2 vorstellend in der Mitte eine mit Cypreßen umwundene Urne, darinnen meine Kindbetterin im Brustbild, mit der lincken Hand das Kind im Arm haltend; zu beyden Seiten 2. kleinere Urnen, welche unsere zwei in Buchbronn begraben liegenden seel. Kinder bedeuten sollen; ferner zur rechten Seite ein Andreas-Creuz, an welchem ein Band in die Höhe fliegt, in dem das Chrongraphicon3 stehet: per hanC VXor beata Ibat aD LVCeM4 Zur lincken Seite der Glaube in Gestalt eines Frauenzimmers, das in der lincken einen Kelch, in der rechten ein gros Creuz mit einer Dornencrone hält, und aus deßen Mund die Worte: Ich weiß, an welchen ich glaube etc. 2. Tim. 1. 12. hinauf durch die Wolcken gehen. Diesen Worten gegenüber, auf der rechten Seite des Kupfers, ganz oben reichet eine Hand aus dem sich eröffnenden Himmel eine Sternen-Crone herunter, welches den Leichentext ganz exprimiert.

(2b) Sterbeeintrag 1773 (22. 4. 1773)

Frau Margaretha Helena Friderica
(Hecht, geb. Zinn)

Ebenfalls auf 4 ½ eng beschriebenen Seiten (!) beschreibt Pfr. Hecht den Lebenslauf, das Sterben und die Beerdigung seiner nicht ganz 35-jährigen 2. Frau Friederica. Daraus 2 Bemerkungen:

…nach vorhergegangenen gemeinem Läuten, …und nach einer vor dem Hauß gemachten Leich-Motette…

In der Kirche … tath Pfr. Jäger von Albertshofen eine … Leichpredigt … der Chorus musicus5 machte eine schöne Trauermusik…

(2c) Auch die 3. Frau Pfr. Hechts stirbt nach kurzer Ehe 1778

Aus dem ebenfalls langen (3 ½ Seiten!) Sterbeeintrag nur ein Satz:

…Tit. HEr Pfr. Jäger von Albertshofen war der Leichenprediger, u. Herr Rector Hahn in Kizingen Parentator, nach zuvor von HEn Cantor Zang dahier gemachten Musik…

(2d) Aus dem 13. Trauungseintrag des Jahres 1780

Joh. Mich. Künzel, Bürger, Kauf- u. Handelsmann aus Prichsenstadt heiratet die ältere Tochter des Pfarrers Hecht, Charitas Friederica Juliana:

…Dienstags d. 28. Nov. hier also copuliert worden, daß mein geliebter Bruder, Gevatter, Pfarr-Adjunct in Kizingen … nach dem theils gesungenen Liede: Befiehl du deine Wege p. eine Altar-Rede über diesen vorgegebenen Davidischen Text Ψ. 37.6 hielt; darauf HE Cantor Zang eine Musik aufführte, unter welcher den lieben Hochzeitsgästen, 25 an der Zahl …, ein von meinem in Erlangen studierenden Sohn verfertigtes Hochzeit-Carmen ausgetheilet wurde, dann ich selber mit Rührung den Copul. Actum verrichtete. HE Cantor wieder musizierte; und zuletzt mein lieber HE Nachbar, P. Jäger aus Albertshofen die collecte und Seegen sprach…

(2e) Zangs Nachruf auf Pfr. Hecht (24. 1. 1785)

In der Zeit kurz vor dem Tod von Pfarrer Georg Andreas Hecht am 24. 1. 1785 bis zum Aufzug des neuen Pfarrers Joh. Georg Kirchner, Mitte März dieses Jahres führte der Kantor Zang, wahrscheinlich in Auftrag des Pfarrers N. Jäger von Albertshofen, der die Gemeinde während dieser Zeit betreute, die Kirchenbücher. Das ist aufgrund ausführlicher Schriftvergleiche einwandfrei belegt. (1. Eintrag Zangs ein Heiratseintrag v. 11. Jan. 1785, ein Geburts- und Taufeintrag v. 21. Jan. und der Sterbeeintrag Pfr. Hechts vom 24. Jan. 1785). In dieser Eintragung lesen wir zunächst den Lebenslauf Hechts:

Geb. 29. 9. 1729 in Kitzingen
Studium in Jena und Erlangen
Sept. 1753 Pfarrer in Buchbrunn u. Repperndorf
1. Ehe: 3. 9. 54 in Widdern mit Maria Klara Eßenbeck (7 Kinder). Frau † 1771
2. Ehe 1772: Margaretha Helena Friederika Zinn in Mainbernheim. 7 Monate später gestorben (22. 4. 73)
3. Ehe 22. 2. 74 in Mainbernheim mit der Schwester seiner 2. Frau Charlotte Dorothea Friederike Zinn (1 Sohn) Frau † 1778
24.6. 1768 Pfarrer in Mainstockheim bis zu seinem Tod.

Zang fügt dann noch folgenden Nachruf an:

Er führte sein geistlich Hirtenamt mit Treue und Fleiß, war sehr verträglich, doch auch wachtsam: Er predigte denen Gesetz, die es nötig hatten, und jenen Evangelium, die es bedurften. Endlich legte er, sehr erbaulich und mit standhafften Muth, an einer Brustwassersucht sterbend seinen Hirtenstab ab, mit Uebergebung seiner theuer erlösten Seele in die treuen Hände des Seelenbischoffs und Erzhirten Jesu Christi, den er fast 32. Jahre lang, nach reiner Evangelischer Lehre gepredigt hatte, und zwar am Tage Timotheus den 24. Januar des 1785. Jahres, unter dem Zuruff des Hochwürdigen HEn Pfarr N. Jägers zu Albertshofen, als seines gewesenen HEn Beichtvaters, welcher auch die Leichenpredigt über Psalm 37 V. 5 hielt. Hiebey erstreckt sich das Alter des seel. HEn Pfarrers auf 55 Jahre, 1 Mon. u. 25 Tage.


Fußnoten:
  1. das vorher z. T. abgeschrieben und beschrieben wurde[]
  2. Hier wird ein leider nicht mehr auffindbarer Kupferstich Zangs beschrieben. Pfr. Hecht hat sich anscheinend vielfach dichterisch betätigt (siehe A7 und B6). Allerdings lässt die Qualität seiner etwas gefühlvollen Erzeugnisse darauf schließen, dass die Texte zu Zangs Kantaten nicht aus seiner (Hechts) Feder stammen.[]
  3. = eingeschriebene Zeitangabe[]
  4. = durch dieses (Band, Kreuz?) ging die Seelige zum Licht; die großgeschriebenen Buchstaben ergeben die römische Zahl 1771[]
  5. Hier wird der Vortrag des Zangschen Musikalischen Chores erwähnt. Sicher hat Zang bei familiären Ereignissen seiner Chormitglieder üblicherweise mit seinem Chor gesungen. Was aber normalerweise üblich war, wird gewöhnlich nicht aufgeschrieben.[]
  6. = Psalm 37[]