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D. Was ist geblieben?

Wenn man im Archiv der Kirchengemeinde nach weiteren Nachrichten über den Kantor Zang sucht, muss man bis ins Jahr 1864 gehen. Dort findet sich in der Pfarrbeschreibung des Pfarrers Popp nur folgender Eintrag:

Von den Kantoren und Lehrern sind uns folgende bekannt:
Heinrich Zang, welcher in den beiden letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts das Amt eines Kantors und Lehrers mit Eifer und Geschick führte, aber im hohen Alter das Amt aufgab, und wie es scheint, auf Abwege kam.…

Randbemerkung, nach der Schrift von Pfr. Brühler (1893 – 1900 in Mainstockheim):

hat 1790 in 1. und 1808 in 2. Auflage ein Buch herausgegeben »Der Vollkommene Küfer oder Büttner« mit 38 Kupfertafeln

In einem Inventarverzeichnis der Kirchenstiftung von 1864 (Pfr. Popp) findet sich unter „C) Gerätschaften“ noch folgender Eintrag:

lauf.
Nr.
VortragWert
fl. Xr.
28Eine gelbe Violine mit Bogen1,-
29Eine kleine do     „-,24
30Eine Viola           „1,24
31Ein Violoncello   „1,45
32Zwei kupferne Pauken
mit eisernem Schlüssel
und hölzerne Schlägeln
2,-
33Acht Stockpulte für den
Chor
4,-
  
35Ein Wandschrank zur Auf-
bewahrung der Instrumente
2,-
36Ein Paukenkasten2,-
  

In der Pfarrbeschreibung 1912/14 des Pfarrers Luttenberger wird der Eintrag des Pfarrers Popp von 1864 fast wörtlich wiederholt. Derselbe Pfr. Luttenberger hat 1914 noch eine „Allgemeine Pfarrbeschreibung des Kirchenwesens in Mainstockheim“ verfasst. Er hatte sich unterdessen etwas genauer mit den Kirchenbucheinträgen befasst, übernimmt aber größtenteils die Angaben von 1864:

Ihm [Anm: dem Kantor Lorenz Brückner] folgte als Lehrer dahier Johann Heinrich Zang, Sohn des gewesenen kais. Oberleutnants Zang, bis 1752 Lehrer in Eckalsdorf bei Hamburg,((Der falsch angegebene Wirkungsort Zangs „Eckalsdorf bei Hamburg”. Pfr. Luttenberger hat die barocke Form der Großbuchstaben Pfr. Hechts nicht lesen können. Es muss natürlich heißen: Walsdorf bei Bamberg!)) dann kam er hierher (cf. Totenmatrikel 1774 Nr. 5). Er wirkte dahier mit Eifer und Geschick. 1773 komponierte er (cf. Matrikel 1768 S. 9 von hinten) eine schöne Musik, als der hiesige musikalische Chor sich zum erstenmal mit Pauken und Trompeten hören ließ. Als 1778 bei der Renovierung eine Messingplatte in den Turmknopf der Gumpertskapelle gelegt wurde, hatte der hiesige Cantor Zang die Inschrift auf diese Messingplatte selbst gestochen (cf. S. 5 der Matrikel 1768 von hinten). Im Jahr 1790 u. 1808 gab er ein Buch heraus »Der vollkommene Küfer oder Büttner« mit 38 Kupfertafeln. In hohem Alter, nachdem ihm 1800 auch seine 3. Frau gestorben war, gab er sein Amt auf und kam, wie es scheint, auf Abwege. Weiteres ist nicht bekannt.

Joh. Heinrich Zang gibt krankheitshalber 1801 sein Amt auf. Sicher hat sein Nachfolger, Kantor Hübscher, auch musikalisch gewirkt; aber anders als Zang. Und dann war in der Kirche und Theologie auch einiges anders geworden. Pfr. Popp schreibt dazu 1864 in seiner Pfarrbeschreibung: „Die lutherische Lehre – so viel lässt sich aus einzelnen Andeutungen in den Kirchenbüchern schließen – wurde von den früheren Geistlichen gemäß ihrer symbolischen Feststellung streng festgehalten, bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts eine rationalistische Führung der Kirchenlehre sich geltend machte, welche in neuerer Zeit wieder der bekenntnistreuen Lehre gewichen ist“… und später: „Religions-Kenntnisse: Insbesondere die älteren Glieder der Gemeinde, nämlich diejenigen, deren Jugend in die ersten 30 – 35 Jahre dieses Jahrhunderts fällt, haben einen rationalistischen Unterricht empfangen und fehlt es daher bei Vielen an Kenntnis und richtiger Würdigung der kirchlichen Lehre“… Ein schlechtes Zeugnis für den Pfr. Lampert, der von 1795 – 1835 40 Jahre hier amtierte. Aber sicher war das ein Hauptgrund über Zang nicht mehr zu reden, ihn totzuschweigen. Die Texte der Zangschen Kantaten und die Musik Zangs zeugen von einem biblisch gegründeten und in der Lehre Luthers verwurzelten Glauben des Meisters. Das passte nicht in die Zeit der Aufklärung. Vielleicht liegt hier auch die Wurzel der Legende, dass er „wie es scheint, auf Abwege kam“. Denn womit hat er sich in seinem Ruhestand beschäftigt? 1804 erscheint die erste Auflage seines Orgelmacherbuches, aus dem selben Jahr ist das Vorwort zur 2. Auflage seines Büttnerbuches datiert, die 1808 erscheint. Von 1807 haben wir ein Musivgemälde Zangs im Mainfränkischen Museum in Würzburg. Die letzte Kunde von ihm, bis er 1811 starb. Abwege – oder Missgunst? Ein Nicht-verstehen-wollen der damals „unmodern“ gewordenen Musik, die uns heute so anspricht? Wir sind überzeugt, dass Zang zu den bedeutenden Komponisten nach Bach im süddeutschen Raum gezählt werden muss. Eine der Aufgaben unserer Zang-Gesellschaft ist, dass das Werk Zangs auch erkannt und anerkannt wird.